Antivirensoftware-Hersteller setzen verstärkt auf Crypto-Mining und der Anwender zahlt

Antivirensoftware-Hersteller setzen verstärkt auf Crypto-Mining und der Anwender zahlt

Immer mehr Antivirensoftware Hersteller springen auf den Crypto-Zug auf, was steckt wirklich dahinter? ist es wirklich möglich ganz einfach Geld zu verdienen mit seiner Antivirussoftware?

Angefangen hat Norton mit Norton 360 Crypto, welche dem Benutzer versprechen die Ruhezeiten des Computers zu nutzen, um Cryptomining zu betreiben und der Benutzer könnte vom Erhalten der Kryptowährung Ethereum (ETH) profitieren. Kurz darauf folgte auch Avira mit dem Produkt Avira Crypto, welches ebenfalls das Mining der Kryptowährung Ethereum (ETH) während der Ruhezeit des Computers ermöglicht. Bei beiden ist es derzeit noch eine Opt-in-Funktion und wird nicht ohne Zustimmung des Benutzers aktiviert. Dies kann sich aber in Zukunft natürlich auch ändern.

Im Casino kennt man den Spruch "Die Bank gewinnt immer"

Genauso ist es in der Regel auch bei den Crypto-Produkten. Der Anwender zahlt am Ende meistens drauf mit Gebühren und Stromkosten des Minings. Für das Mining werden neben den Abo-Gebühren der Antivirensoftware auch noch Mining-, MiningPool- und Transaktions-Gebühren einbehalten, die einen erheblichen Beitrag des möglichen Gewinns ausmachen. Schließlich wollen die Hersteller nur dein bestes - dein Geld. Das Geschäftsmodell scheint so vor allem für die Hersteller selbst attraktiv zu sein.

Kann ich mit Mining Geld verdienen?

ETH Mining ist derzeit erst möglich mit Grafikkarten ab einem GPU RAM Speicher mit mindestens 6GB aufwärts, somit ist schonmal eine Gaming-Grafikkarte vorausgesetzt. Doch nicht jede Grafikkarte eignet sich zum profitablen Mining, schon gar nicht wenn nur eine Grafikkarte betrieben wird.

Viele haben es sicherlich schonmal gelesen, wie vermögend manche geworden sind dank Cryptomining. Das liegt jedoch daran, dass diese Personen oft ein hohes Risiko eingegangen sind, viel vorab investiert und die Abläufe optimiert haben um profitabel zu arbeiten.

Die Hardware ist entscheidend

Um profitabel Kryptowährung schürfen zu können müssen viele Faktoren stimmen. Fangen wir an von der richtigen Grafikkarte welche eine gute Mining-Leistung anbietet mit möglichst geringen Stromverbrauch. Dazu folgt, dass ernsthafte Miner möglichst viele Grafikkarten auf einem System aktiv haben, um nicht unnötigerweise auch die anderen PC-Komponenten wie CPU, Mainboard und RAM doppelt zu bezahlen, welche ebenfalls beim Minen immer Strom benötigen. Wenn du nur mit einer Grafikkarte minen willst, musst du also auch die Stromkosten für CPU, Mainboard und RAM mittragen. Professionelle Miner haben hier zwischen 6-12 Grafikkarten mit einem Mainboard, CPU und RAM in Betrieb, somit sind die Kosten für die Stromkosten der weiteren Komponenten nicht mehr so hoch. Ebenfalls wichtig in dieser Rolle ist eine effiziente und gleichbleibende Energieleistung, welche nur mit guten Netzteilen möglich ist.

Netzteile beim Mining sparen bares Geld

Seit dem Cryptoboom merkt man es deutlich, Netzteile mit guten Werten welche dem Standard von 80 Plus (80%), 80+ Gold (87%), 80+ Platinum (89%), 80+ Titanium (90%) und höher sind merklich teurer geworden. Je höher die Effizienz eines Netzteils ist, umso wirkungsvoller wird Strom innerhalb des Netzteils umgewandelt. Das bedeutet im Endeffekt einen geringeren Stromverbrauch. Ein billiges Netzteil kann locker gut 20% mehr Strom benötigen als jene mit einem hohen Wirkungsgrad, das macht beim Mining einen erheblichen Effekt aus. Stell dir vor deine Stromrechnung wäre durch das Mining schon hoch genug von 1.000€ im Monat, jetzt kommen nur durch die Verwendung des falschen Netzteils gleich 200€ dazu. Aber auch für Gamer könnte dies relevant sein, wenn dein PC oft lange läuft, relativieren sich die Aufpreise für ein gutes Netzteil schnell.

Stromkostenfaktor

Eine der größten Posten beim Mining sind die Stromkosten. Professionelle Miner die es ernst meinen, suchen sich Länder aus wo der Strom möglichst billig ist oder bei entsprechendem Kapital kaufen sie gleich ganze Kraftwerke für ihr vorhaben. Bei uns in Österreich und auch Deutschland sieht die Situation schon ganz anders aus, wir haben hier im Vergleich zu manch anderen Ländern hohe Strompreise, wodurch Mining uninteressanter wird. Laut der Statistic von Selectra, hat Deutschland innerhalb der EU die höchsten durchschnittlichen Stromkosten mit 30,88 Cent/kWh, Österreich mit 20,34 Cent/kWh und am billigsten ist Ungarn (11,20 Cent/kWh) und Bulgarien (9,97 Cent/kWh). Das bedeutet, wenn du in Deutschland minen willst und dafür 308,80 EUR Stromkosten bezahlst, zahlt ein professioneller Miner z.B. in Bulgarien nur 99,70€ für die selbe Leistung und die selbe Anzahl an erhaltenen ETHs.

Wieviel bleibt mir nun über – Kostenrechnung

Die Faktoren sind zu weitläufig um das pauschal zu bewerten. Über die Webseite von Whattomine lasst sich ausrechnen wieviel die jeweilige Grafikkarte beim Minen bringen würde. Hier muss man jedenfalls die Komponenten der anderen PC-Hardware noch hinzurechnen, dies würde ich pauschal mit 50 Watt aufwerten, sollte man nur eine Grafikkarte im System haben. Da nicht jeder eine effiziente Mining-Grafikkarte und Komponenten hat, ergeben sich recht unterschiedliche Werte.

Nvidia GTX 1060 mit Ethash von 22.5 Mh/s und einen Stromverbrauch von 90 W + 50 W Komponenten, bei 0,35 $ Cent (0,31 € Cent, Deutschland-Durchschnitt) ergibt laut Whattomine einen Verlust von 0,03$ pro 24 Stunden Einsatz. Hinzu kommen noch die Provision für den Hersteller und Transaktions-Gebühren, was bei keinem Gewinn den wir erzielen noch schmerzhafter wird. (Siehe Bild)

Anders sieht es hingegen mit einer Leistungsstärkeren Grafikkarte aus wie der RTX 3080 Ti, welche mit 85 Mh/s bei einem Verbrauch von 290 W + 50W Komponenten einen Gewinn von 1,46 $ erzielen kann, pro 24 Stunden Mining. Am Ende des Monats bleiben somit dann ca. 45 $ übrig sofern man durchgehend minen würde. Davon gilt es dann noch die Provision abzuziehen, als auch die Transaktionsgebühren, wenn man die ETHs auf ein anderes Wallet überweisen will, bzw. sich ausbezahlen lassen will. Vom Gewinn will natürlich auch unser Vater Staat etwas abhaben, also müsste man auch auf die Erträge Steuern zahlen.

Das Ganze ist natürlich auch immer von den aktuellen Kursen der Kryptowährung abhängig, fällt oder steigt dieser, wirkt sich dies täglich auf den Gewinn/Verlust aus. Das Berechnungsbeispiel ist vom 12. Januar 2022 bei einem aktuellen ETH-Kurs von 3242 $.

Keine Garantie bei Mining

Wenn man Grafikkarten zum Mining einsetzt, ist es mit der Langlebigkeit schnell vorbei. Eine Grafikkarte, die 24 Stunden am Tag mit voller Auslastung läuft, wird sehr wahrscheindlich früher mit Abnutzungserscheinungen zu kämpfen haben als eine Grafikkarte, die nur wie vorgesehen ab und zu zum Zocken verwendet wird. Hersteller haben vor längerem schon damit begonnen eine verkürzte Garantiezeit für Miner einzuführen. Die Werte ob mit der Grafikkarte nach Kryptowährungen geschürft wurde, lassen sich teilweise ablesen und Anzeichen bei defekten erkennen. Da die Garantie seitens des Herstellers immer eine freiwillige Leistung ist, muss man im Falle eines Defektes darauf hoffen, dass sich der Hersteller der Grafikkarte bzw. PC-Komponenten kulant zeigt.

Wie denken Anwender darüber

Werden ungewollt installierte Kryptominer in der Regel eher mit Schadsoftware in Verbindung gebracht – wovor uns die Antivirensoftware schützen sollte – entspricht die Implementation der Hersteller genau dem Gegenteil davon. Anwender werden erst nachträglich davon informiert, jetzt eine Kryptomining-Software installiert zu haben. Viele Nachrichten von erbosten Anwendern auf Twitter wünschen sich eher eine Warnung vor solchen Programmen.

Warum machen die Hersteller das

Anti-Virensoftwares sind nicht unumstritten und ihr Nutzen wird oft angezweifelt. Gerade in Zeiten wo Betriebssysteme immer sicherer werden und die eigenen Lösungen mit Windows Defender oft gut funktionieren ohne den Computer zu verlangsamen, brechen für die Hersteller wichtige Einnahmequellen weg. Die Hersteller suchen nun andere Wege ihre Kunden an die Software zu binden, meistens mit Sicherheitsversprechen, erweiterter Firewall, Kindersicherungen und vieles mehr. Doch gibt es auch genügend Artikel und Hinweise darauf, dass gerade die Verwendung einer solchen Software, neue Sicherheitslücken ermöglicht, von daher muss man sich die Frage stellen ob es dann überhaupt noch sinnvoll ist solch eine Software zu installieren. Mit der Implementation vom Mining, erschließen die Hersteller somit ein sehr lukratives Geschäftsfeld und versprechen den Anwendern dafür auch noch belohnt zu werden. Somit können die Hersteller sich auf neue Einnahmequellen stürzen, schließlich haben die Hersteller oft Millionen Anwender als Kunden, selbst wenn nur wenige Tausende davon mitmachen ist dies ein äußerst lukratives Geschäft.

Fazit

Wer Mining nicht professionell betreiben und ein Risiko eingehen will, der sollte besser die Finger davon lassen, mit einem meist ineffizienten PC welcher meist eine oder im besten Fall zwei Grafikkarten hat zum Minen. Die hohen Stromkosten hierzulande machen das ganze noch wesentlich unattraktiver und die Gebühren, welche sich die Hersteller einbehalten, lassen das Ganze noch weiter unattraktiver erscheinen. Kein professioneller Miner mit Gewinnabsicht würde vermutlich auf diese Lösung zurückgreifen. Wer in Crypto investieren möchte, sollte dies besser direkt machen über eine der bekannten Cryptobörsen, dies schützt auch vor Überraschungen einer erhöhten Stromrechnung. Auch darf man den steuerlichen Aspekt hier nicht ganz außer Acht lassen, da auf die anfallenden Gewinne auch Steuern zu bezahlen sind.

Dieser Artikel widerspiegelt nur meine Erfahrung und Meinung wieder, ist auch keine Finanzberatung.

Mein Ratschlag wäre hier - Finger Weg davon.

Quellen

Norton

Avira

Golem

Heise

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